Wer kennt das nicht: Ein Kunde oder Nutzerin kommt mit einer super tollen Idee um die Ecke, hat aber keinen Plan, wie sich diese umsetzen lassen soll. Immerhin ist das ja auch die Aufgabe eines Kreativ- oder Projektteams, oder nicht? Oder die Geschäftsführung möchte Change Prozesse im Unternehmen umsetzen, hat aber keine Idee, wie man die Veränderung am besten anfangen soll. Das funktioniert doch eh nebenbei, oder nicht? So ganz stimmt das leider nicht. Doch keine Sorge, aus den Anforderungen wird sich keine unlösbare Herausforderung entwickeln – wenn das Team eine Methode für die systematische Herangehensweise an komplexe Themen kennt. Genau hier kommt die Design-Thinking-Methode zum Einsatz.

Was genau sich dahinter verbirgt, warum die Design-Thinking-Methode auch für Projekt- und Change Management so beliebt ist und wann Geschäftsführer:innen darauf zurückgreifen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Die Design-Thinking-Methode – was steckt überhaupt dahinter?

Hinter der Design-Thinking-Methode steckt ein systematischer Ansatz, der auf die Problemlösung mittels kreativer Prozesse setzt. Sie hat sich im Bereich des agilen Arbeitens entwickelt. Das bedeutet, dass ein Design-Thinking-Prozess niemals ein starres Konstrukt ist, das sich ganz straight von einer Problem- oder Fragestellung zu einem Ziel bewegt. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen kreativen Flow, der durch innovativen Input immer wieder neue Impulse bekommt, die am Ende zu einem Ziel führen.

Die Design-Thinking-Methode steht damit für

  • Flexibilität
  • Kreativität
  • Vielfalt

Dadurch, dass sich Design-Thinking-Prozesse stetig im Wandel befinden und im Grunde alles erlaubt ist, was der Zielerreichung dient, gibt es für die Design-Thinking-Methode auch keine starre Definition. So geht es eher um eine Art große Tool-Box, die gefüllt ist mit unterschiedlichsten Prinzipien, Ideen und Denkweisen.

Die 6 Schritte der Design-Thinking-Methode

Im Fokus eines jeden Design-Thinking-Prozesses stehen immer diejenigen, für die es das Projekt umzusetzen gilt: die Kund:innen oder Nutzer:innen bzw. bei einem Change Prozess das jeweilige Team oder Unternehmen, das sich verändern möchte. Das Ziel der Design-Thinking-Methode ist deswegen, am Ende glückliche und zufriedene Kund:innen respektive Anwender:innen zu haben. Um das zu erreichen, basiert die Methode auf sechs Schritten.

1. Das Verstehen

Bevor die Arbeit an einem Projekt oder Change Prozess losgehen kann, muss eine Sache gesetzt sein: Jeder im Team hat verstanden, worum es geht. Denn nur, wenn ein allgemeines Verständnis für Ausgangssituation und Anforderung da ist, wird die Design-Thinking-Methode Erfolg haben.

2. Das Beobachten

Danach visualisiert das Team den favorisierten Endzustand von Projekt oder Changeprozess, um von Anfang bis Ende immer das Idealergebnis im Blick zu haben.

3. Die Definition der Sichtweise

Als nächstes geht es darum, einen Rahmen zu entwickeln, der einen Raum für sämtliche möglichen Lösungen abdecken kann. Hierfür entwickelt die Design-Thinking-Methode „ideale Kund:innen“, auch Buyer Persona genannt, bzw. “ideale Anwender:innen”. Die Buyer Persona nimmt stellvertretend die Rolle derjenigen ein, die am Ende maximal von den Lösungen profitieren. Ab hier wird nur noch aus der Sicht dieser Buyer Persona gedacht.

4. Die Ideenfindung

Jetzt ist die volle Ladung Kreativität gefragt – im vierten Schritt der Design-Thinking-Methode geht es um die Ideensammlung im Team-Brainstorming. Dabei gilt: Alles ist erlaubt! Strukturiert und priorisiert wird später.

5. Die Entwicklung eines Prototypen

Sind die Ideen hinsichtlich Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit geprüft, geht es darum, dass das Team einen mögliche Lösungen zu Präsentationsreife entwickelt.

6. Die Testphase

Der sechste Schritt der Design-Thinking-Methode beschreibt die Testphase einer möglichen Lösung. Darauf basieren Feedback, Ideen sowie Verbesserungsvorschläge, um dann ggf. weitere Ideen für die optimale Zielerreichung auszuprobieren – bis am Ende alle zufrieden sind. Und dann wird das Projekt final freigegeben bzw. ein Change Prozess beschlossen.

Team, Prozess und Raum – die drei Erfolgsfaktoren der Design-Thinking-Methode

Wie lange ein Team vom Problem bis zur Lösungsfindung braucht, ist ganz individuell und hängt von verschiedensten Faktoren ab. So wirken sich nicht nur die Kund:innenwünsche oder die Umsetzbarkeit der Anforderungen an einen Change Prozess auf den Erfolg der Design-Thinking-Methode aus. Auch die drei Aspekte Team, Raum und Prozesse haben direkt Auswirkungen darauf, wie schnell eine Lösung gefunden ist – oder eben nicht.

  • Das Team: Wer die Design-Thinking-Methode so effizient wie möglich ausschöpfen möchte, sollte auf ein multidisziplinäres Team setzen. Denn: Je mehr unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen und Expertisen aufeinandertreffen, umso diverser sind die Denkansätze und Lösungswege.
  • Der Prozess: Eine Idee ist doch nicht das Gelbe vom Ei? Kein Problem! Der große Vorteil der Design Thinking Methode ist, dass sich die einzelnen sechs Schritte so oft wiederholen lassen, bis am Ende wirklich alle mit der Lösung zufrieden sind. Denn dafür, wie lange ein Design Thinking Prozess dauern sollte, gibt es keine Regeln.
  • Der Raum: Auch der reale Raum, in dem ein Team zusammenkommt, spielt eine wichtige Rolle bei der Design-Thinking-Methode. Wichtig ist eine freie und flexible Gestaltung. Bewegbare Möbel, Whiteboards, Platz für Präsentationen, viele unterschiedliche Arbeitsmaterialien – so kann die Kreativität fließen.

Warum ist die Design-Thinking-Methode so beliebt?

Zu den größten Vorteilen des Design Thinkings gehören zwei ganz entscheidende Dinge: ein besseres Arbeitsklima sowie eine höhere Zufriedenheit mit dem Endergebnis. Denn wenn allen Beteiligten klar ist, dass jederzeit die Wünsche der Kund:innen oder ein erfolgreicher Change Prozess im Vordergrund stehen und gleichzeitig alle noch so verrückten Ideen erlaubt sind, kommt es gar nicht erst zu Machtkämpfen oder Zwistigkeiten. Bei der Design-Thinking-Methode hat jede Idee ihre Berechtigung. Das tut dem Arbeitsklima gut und stärkt den Teamgeist.

Hinzu kommt, das die Arbeit in multidisziplinären Teams dazu führt, dass ganz unterschiedliche Erfahrungen aufeinandertreffen. Das ist eine große Chance, alte Denkmuster aufzubrechen, Betriebsblindheit zu vermeiden und Solotrips von einzelnen Teammitgliedern gar nicht erst zu ermöglichen. Darüberhinaus fördert es die Vernetzung innerhalb des Unternehmens.

Passt Design Thinking überhaupt zu meinem Unternehmen?

Die Antwort ist eine Gegenfrage: Wieso nicht? Denn bei der Design-Thinking-Methode geht es doch letztendlich darum, eine Lösung für ein beliebiges Problem zu finden. Das kann die Antwort auf die Frage sein, was brauche ich, um meine Nutzer:innen davon überzeugen ein neues Tool zu verwenden. Wie ich meinen Recruitingprozess innovativer gestalten und damit andere Fachkräfte ansprechen kann. Wie sich Nachhaltigkeit und günstige Preise von Produkten vereinen lassen. Was ein Change Prozess, bei dem niemand auf der Strecke bleiben soll, braucht. Und, und, und. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Worauf es ankommt, ist, eine Lösung für ein Problem zu finden. Und Design Thinking ist ein Weg dorthin.

Mit diesen Methoden lässt sich Design Thinking umsetzen

Ganz gleich, wie viele kreative Ideen innerhalb eines Design-Thinking-Prozesses zum Einsatz kommen, eint sie jedoch eine Sache: Sie brauchen eine Ordnung. Und auch dafür gibt es viele Wege, um das zu tun. So können neben der Arbeit mit Personas bzw. Idealkund:innen zum Beispiel die Arbeit mit einem Kanban-Board oder das Lego-Prototyping (ja, hier kommen echte Legosteine zum Einsatz) eine Umsetzungsmethode des Design Thinking sein. Oder Sie setzen auf Interviews und User Tests. Ganz gleich, wie Sie die Design-Thinking-Methode am Ende umsetzen, gilt auch für die Wahl der passenden Methoden: immer die Zielsetzung im Blick haben und einfach ausprobieren. Denn beim Design Thinking ist immer alles erlaubt.